Montag, 14. August 2017

Predigt am 13. August 2017 in Hohnstein (9. Sonntag nach Trinitatis, Festgottesdienst zur Einführung des neuen Pfarrers)

Jesus sprach: „Wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet.
Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.
Matthäus 7, 24-27

Liebe Gemeinde,
das Schlimmste, was es unter religiösen Menschen geben kann, so sagt man, ist Fundamentalismus.
Fundamentalisten behaupten für sich die allein seligmachende Wahrheit zu besitzen.
Sie sind unduldsam und manchmal sogar gewaltbereit. Fundamentalismus ist ein Etikett, das wir unterschiedslos dem bibelfrommen Erzgebirger wie dem islamistischen Selbstmordattentäter umhängen.
Ein schlechtes Etikett, weil der eine mit dem andern ungefähr so viel gemeinsam hat wie ein Miezekätzchen mit einem hungrigen Löwen.
Eigentlich ist es schade, dass das Wort Fundamentalismus so verbrannt ist.
Denn Jesus ist ein Fundamentalist.
Und seine Anhänger sind Fundamentalisten.
Jesus ist ein Fundamentalist, denn er hat mit seinen Worten das Fundament gelegt.
Und wir sind Fundamentalisten, wenn wir auf seine Worte bauen.
So wie das heutige Predigtwort es sagt:
Wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.
Wir sind Fundamentalisten, denn auf das Fundament, auf den Baugrund kommt es an.
Ich denke an unsere Lebenshäuser.
Und ich denke auch an unsere Kirchenhäuser.
Ich denke an unsere Lebenshäuser:
Jeder baut, so gut er kann.
Größer oder kleiner.
Teurer oder billiger.
Gemütlich oder repräsentativ.
Praktisch oder verspielt.
Mit mehr oder weniger Geschick.
So unterschiedlich, wie wir sind.
Nicht alles, was wir bauen, gelingt.
Nicht alles, was wir bauen, ist schön.
Und nie sind wir wirklich fertig.
So ist das, unser Leben.
Und oft, meistens beurteilen wir einander danach, was da nach außen zu sehen ist von dem, was wir gebaut haben.
Mancher schämt sich für das wenige, was er zustande gebracht hat.
Ein anderer ist stolz auf seine Lebensleistung, sein Lebenshaus.
Jesus sagt: Nichts von alledem ist so wichtig, wie das Fundament, auf dem dein Lebenshaus steht.
Was nützt das schönste Gebäude, wenn es dem Regen, dem Hochwasser, dem Sturm nicht standhält?
Was wird aus deinem Leben, wenn es ganz böse kommt?
Bricht dann alles für dich zusammen?
Und du selber?
Hältst du den Stürmen des Lebens stand?
Bleibt dein Lebenshaus stehen?
Ja, es kann böse kommen.
Manche habe ich getroffen, die haben mich gefragt:
Wie kann Gott das zulassen?
Dass mein Kind stirbt?
Dass jemand verunglückt?
Dass es Kriege und Katastrophen gibt?
Und Krebs und Alzheimer?
Und manchmal kommt das alles ganz nahe, und ich frage mich dann auch, ob und wie das alles stimmen kann: mit Gott und seiner Liebe.
Letztendlich weiß ich es auch nicht.
Aber ich weiß auch, dass Jesus nie davon gesprochen hat,
dass Gott uns vor den Regengüssen, den Hochwassern und den Stürmen verschonen würde.
Er hat davon gesprochen, dass sie kommen werden.
Er hat nicht davon gesprochen, wie wir davor bewahrt werden, sondern wie wir da durchkommen, wie wir das überstehen.
Nämlich genau so: wenn wir auf seine Worte bauen, wenn wir uns auf ihn verlassen, wenn wir auf seinen Gott vertrauen.
Wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.
Der Fundamentalist, wie wir ihn fälschlicherweise nennen, der sieht gar nicht so sehr auf das Fundament, sondern mehr auf das Gebäude das daraufsteht.
Er meint zu wissen, in welchem Stil es errichtet werden muss, wie viele und wie große Räume darin sein sollen, wie hoch der Giebel sein darf und welche Neigung das Dach haben muss, und vielleicht gibt er sogar die Farbe für den Anstrich vor.
So ein Fundamentalist ist ein Uniformist, der irgendwie meint, sein Gott wolle alles normieren und vorschreiben.
Und am liebsten möchte er die anderen dazu zwingen, genau so zu bauen wie er selbst.
Und weil es dann doch sehr viele verschiedene Möglichkeiten gibt, wie das aussehen könnte, darum sind solche Fundamentalisten oft noch untereinander zerstritten.
Ob das Einheitsreihenglaubenshaus des Fundamentalisten aber den Unwettern wirklich standhält, das ist noch lange nicht raus.
Der Fundamentalist, wie Jesus ihn meint, der achtet vor allem anderen auf den richtigen Baugrund, und dann baut er darauf.
Manches einfach schlecht und recht, so gut er kann.
Manches so, wie es ihm gefällt.
Manches, wie er es bei jemand anderem gesehen hat.
Er weiß, dass Gott ihm viel Freiheit lässt, sein Leben zu gestalten.
Darum ist die Gemeinde der Jesus-Anhänger bunt und vielfältig und gar nicht uniformiert oder gleichgeschaltet.
Wir haben unterschiedliche Lebensentwürfe, unterschiedliche Begabungen und auch durchaus unterschiedliche Ansichten, was man auf die Worte Jesu bauen sollte und was nicht, auch politisch und moralisch.
Und so experimentieren wir und probieren wir, wie es aussehen könnte, unser Leben und unser Glauben.
Wir diskutieren und polemisieren, was wir tun und lassen sollten.
Aber wir wissen dabei, dass das alles nicht das Fundament ist, nicht die Grundlage, auf die wir bauen.
Die Grundlage ist Jesus mit seinen Worten.
Und da bin ich dann auch bei unseren Kirchenhäusern,
bei unseren Konfessionsgebäuden:
Katholisch, evangelisch, lutherisch, reformiert …
Oder auch bei den Gebäuden bestimmter Glaubenstraditionen:
Pietistisch, charismatisch, volkskirchlich oder liberal. Sie bauen allesamt auf ein Fundament, das sie nicht selber gelegt haben.
Sie bauen auf die Worte Jesu.
Darum sind sie allesamt und allemal seine Kirche:
Sie bauen auf ihn.
So sind auch wir Kirche und Kirchen, Gemeinde und Christen: in Sachsen und hinter den Bergen der Sächsischen Schweiz.
Bunt und verschieden.
Manchmal am Probieren, wie wir weiter bauen oder unser Glaubens- und Kirchengebäude erhalten können.
Manchmal am Diskutieren darüber, was aus den Worten Jesu folgt.
Aber einig darin, dass wir auf dieser Grundlage bauen.
Wir leben in einer Zeit, wo die Regengüsse, die Hochwasserfluten und die Stürme auch an unseren Kirchen rütteln – nicht so sehr an den Gebäuden wie an den Institutionen.
Die Diskussionen gehen hoch her: wie wir sie wetterfest machen können, welche Strukturen sie stabilisieren können usw.
Das Entscheidende ist und wird sein, dass wir nicht aufhören auf Jesus und sein Wort zu hören, ihm zu vertrauen und es zu tun.

Ich bin jetzt wieder dabei nach ein paar Jahren in der Ferne:
hier in dieser Kirche in Sachsen, mit meinem Leben und mit meinem Glauben, mit meinen Erfahrungen und mit meinen Zweifeln.
Ich möchte mit euch an unseren Lebens- und Glaubenshäusern bauen und gestalten und sie ausbessern und erhalten.
Vor allem aber möchte ich eins:
Fundamentalist im Sinne Jesu sein.
Euch die Worte sagen, auf die wir bauen können,
und zwar ein Haus für die Ewigkeit.

1 Kommentar:

  1. na dann man los, da freuen wir uns auf dich und deine worte. (auch auf Teneriffa angekommen!)

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